Unter diesem Motto kamen vom 21. bis 24. Mai 15 Erwerbslose zum Kulturseminar in der Kolping-Bildungsstätte Herbstein im Vogelsberg zusammen – davon 5 Teilnehmende auch aus der WALI. Das Seminar wurde veranstaltet von der Katholischen Betriebsseelsorge und Katholischen Erwachsenenbildung Oberhessen im Bistum Mainz zusammen mit dem Referat Wirtschaft – Arbeit – Soziales der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck und dem Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.
Unter der Leitung des Kunstpädagogen Holger Wilmesmeier und der Diplom-Pädagogin und Kunsttherapeutin Martina Bodenmüller setzten sie die Teilnehmenden, die aus ganz Hessen kamen, inhaltlich und kreativ mit Diskriminierung und Ausgrenzung auseinander. Dabei entstanden 15 Texte und 13 bunte Plakate, die ausgehend von eigenen Erfahrungen für Toleranz, Menschlichkeit und Vielfalt werben.
Ausgangspunkt des Seminars waren Erfahrungen von Ausgrenzung und Diskriminierung, die die Teilnehmenden im Alltag erlebt haben. Ob als Erwerbslose, als Rentner mit Rollator, als Migrantin, Arbeiter im Niedriglohnbereich oder als von Armut Betroffene – viele von ihnen haben Diskriminierung selbst erfahren. Verschlimmert wird die Situation durch das aktuelle politische Klima, in dem ausgegrenzte Zielgruppen oftmals gegeneinander ausgespielt werden, Bürgergeldempfänger oder Geflüchtete sogar von Politiker*innen als Schmarotzer beschimpft werden.
In Kleingruppen und im großen Plenum berichteten die Teilnehmenden am ersten Seminartag von eigenen Erfahrungen, aber auch Wünschen und Hoffnungen. Aus diesen Berichten entstanden kurze Texte, Prosa oder Gedichte, mit denen sie ihre Anliegen mitteilen. Überschrieben sind sie zum Beispiel mit „Ignoranz“, „Menschen Dritter Klasse?“, oder auch „Seid zueinander friedlich“ und berichten von Ausgrenzungen, Bevormundungen, Streit oder Gewalterfahrung.
Die Texte bildeten die Grundlage für die Gestaltung von Plakaten, die diesen Erfahrungen etwas entgegen setzen und für Menschlichkeit und Toleranz werben wollen. „In welcher Welt wollen wir eigentlich leben?“ war dabei die zentrale Fragestellung. Und wo habe ich auch Unterstützung, Akzeptanz und Toleranz erfahren?
Ein ausdrucksstarkes Plakat zeigt eine helle und eine dunkle Hand, die gemeinsam die Erde halten mit dem Titel „Leben und leben lassen. Toleranz“. „Gemeinsam sind wir stark“ titelt ein Doppel-Plakat mit liebevoll gehäkelten „Sorgenwürmchen“. Die Betrachter*innen können hier ihre Sorgen einem Sorgenwürmchen anvertrauen.
Weitere Plakate werben zum Beispiel für Chancengleichheit in der Bildung oder Rücksicht auf Menschen mit Einschränkungen. Für die Gestaltung konnten die Teilnehmenden auf unterschiedliche Materialen zurückgreifen. So wurde mit Markern gezeichnet,
mit Acrylfarbe gemalt, mit bunten Papieren, Collagenmaterial, Stoff und Wolle geklebt und vieles mehr.
Am letzten Seminartag wurden die Plakate vor geladenen Gästen im Tagungshaus präsentiert. Richard Kunkel, Mitveranstalter und Betriebsseelsorger im Bistum Mainz begrüßte die Teilnehmenden und Gäste und zeigte sich beeindruckt von der Vielfalt und Aussagekraft der entstandenen Werke: „Die Plakate sind so vielfältig und vielschichtig wie die Menschen selbst. Sie setzen ein Zeichen für Toleranz und Menschlichkeit, was wir im Moment in unserer Gesellschaft dringend brauchen“.
Auf der Seite der Kunstpädagogin und Mitveranstalterin Martina Bodenmüller gibt es einen Beitrag mit Bildern zum Seminar und allen Plakaten zum Download: https://www.bunte-projekte.de/plakativ-gegen-ausgrenzung