Besonders die soziologische Zeitdiagnostik spricht davon, dass wir in einer Zeit der „Polykrisen“ leben – von ökologischen Krisen bis hin zu den aktuellen Kriegen, die immer in der Gefahr stehen, zu einem Weltenbrand zu werden.
Der Titel der diesjährigen Kooperationsveranstaltung am Buß- und Bettag, organisiert vom Evangelischen Kirchenkreis an Lahn und Dill, dem Sozialethischen Ausschuss des Kirchenkreises und der WALI, nahm darauf Bezug und lautete: „Zuspruch und Anspruch in chaotischen Zeiten“. Der Titel griff den Befund auf und deutete die inhaltliche Richtung der Veranstaltung an: die Suche nach Lösungen sowie Antworten auf drängende individuelle wie auch gesellschaftliche Fragen.
Zur Veranstaltung gehört immer ein Gottesdienst, eine Möglichkeit zum Austausch und ein Theaterstück.
Dr. Hartmut Sitzler stellte in seiner Predigt im Rahmen des Gottesdienstes die Herausforderungen unserer Zeit in den Mittelpunkt. Seine Botschaft lautete: „Wir brauchen wieder eine klare Orientierung, was wir eigentlich glauben.“ Bezugspunkt von Sitzlers Predigt war die Barmer Synode von 1934, in der sich Christen klar von den Nazis distanzierten.
Sitzler ging in seiner Predigt auf die biblische Geschichte vom goldenen Kalb (2. Mose, Kapitel 32) ein. Menschen seien anfällig für „falsche“ Botschaften, für falsche Götzenbilder und irrführende Autoritäten. „Denn aus Hoffnung und Angst werden Götzen gemacht. Das war 1934 so, als sich Christen in Barmen zu einer Bekenntnissynode versammelten, um sich mit ihrem Glauben klar von Naziträumen abzugrenzen. Und auch heute scheinen die Zeiten wieder chaotischer zu werden. Gerade wenn es unübersichtlich wird, ist es Zeit, sich auf das Wesentliche zu besinnen“, so Sitzler in seiner Predigt.
Die Fürbitten sprachen Kolleginnen und Kollegen der WALI.
Nach dem Gottesdienst gab es die Möglichkeit, sich bei einem gemeinsamen Essen zu stärken und sich auszutauschen. Die Crew der WALI-Küche hatten ein wunderbares Buffet bereitgestellt, das eine gelungene Basis für die Besucherinnen bot, um ins Gespräch zu kommen. Von süß bis herzhaft wurde alles geboten.
Abschluss der Veranstaltung war das Theaterstück „Woyzeck“ der WALI-Theatergruppe. Die WALI inszenierte den Klassiker „Woyzeck“ von Georg Büchner (1813–1837). Es war eine gelungene und wagemutige Inszenierung, da „Woyzeck“ keine leichte Kost ist, aber mit der Geschichte um den einfachen Soldaten Woyzeck auch ein Sinnbild für unsere moderne Gesellschaft darstellt.
Georg Büchners Woyzeck ist ein zeitloses Drama über soziale Ungerechtigkeit, Machtmissbrauch und die Tragik des Individuums. Die Geschichte des einfachen Soldaten Woyzeck, der von seiner Umwelt unterdrückt und missbraucht wird, zeichnet ein bedrückendes Bild einer Gesellschaft, in der viele unter die sprichwörtlichen Räder kommen.
Erich Schaffner, als künstlerischer Leiter der Theatercrew, gelang es erneut, unsere Laiengruppe zusammenzubringen und durch das Stück zu führen. In diesem Jahr feierte die Theatergruppe zudem ihr 25-jähriges Jubiläum.
Von Seiten der WALI bedanken wir uns auch wieder beim Team des NBZ Niedergirmes der Diakonie, bei dem insbesondere die Theatergruppe in diesem Jahr ein paar Tage früher zu Gast sein durfte und für die Proben den großen Saal nutzen konnte. Weiterhin hat uns das Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung aus Mainz intensiv unterstützt, wofür wir uns herzlich bedanken.
Ein besonderer Dank noch an Markus Fritsch für die Fotos auf dieser Seite.
Mehr Informationen über den Abend erfahren Sie auf der Website des Kirchenkreises an Lahn und Dill.
Oder auf unserem Medienarchiv auf dieser Website und direkt zum Artikel.
Mehr über unsere Arbeit aus diesem Engagementfeld erfahren Sie unter „Engagement und Empowerment“ und „Theater“.